Montag, 20. Juli 2015

Mein Praktikum in Kapstadt 2013 (Teil I)

Heyho und willkommen zurück,

heute soll es nun wie versprochen um mein erstes Praktikum gehen, welches ich im Mai und Juni 2013 in Kapstadt durchgeführt habe.
Ich war dort mit der Organisation SASTS adventures und habe vier Wochen in der Prestwich Street Primary School unterrichtet.
Aber nochmal ganz von vorn. Ich habe damals im Vorfeld nach einer guten Praktikumsmöglichkeit im Ausland gesucht und bin dann irgendwann nach langer Internetrecherche auf Südafrika speziell Kapstadt gestoßen. Ich muss sagen, dass ich damals noch überhaupt nichts über das Land und die Stadt wusste, außer das dort mal die deutsche Elf die Argentinier mit 4:0 nach Hause geschickt hat (Maradona fand das nicht so Klasse).
Südafrika war für mich ein weißes Tuch und ich kannte Mandela auch irgendwie nur vorm Hören-Sagen aus dem Ethik-Unterricht. Das sollte sich dann in den folgenden vier Wochen grundlegend ändern.
Die ganzen vier Wochen sind ja nun auch schon wieder mehr als zwei Jahre her, trotzdem kann ich mich noch ganz besonders an viele Eindrücke und Erfahrungen erinnern, die ich in Kapstadt gesammelt habe, und die möchte ich euch natürlich im Folgenden schildern!

Als ich vom Flughafen in Kapstadt abgeholt wurde ging es mit dem Autobus (Autobusfahrten sind die besten!) durch die Innenstadt über überfüllte Hauptstraßen und vorbei am Stadion (ja dort wo Maradona geweint hat :D) in den doch recht noblen Küstenstadtteil Sea Point, in dem ich für die vier Wochen untergebracht werden sollte. Natürlich muss man sagen, dass Sea Point bzw. Green Point nicht unbedingt das Afrika repräsentiert, welches man so erwartet hätte, da hier besonders viele Touristen und Teile der höheren südafrikanischen Einkommensklassen vertreten sind.
Aber je mehr man hier eintaucht, umso mehr erfährt man auch die vielfältige afrikanische Kultur.
Mein erster Tag in Kapstadt war demnach eine von meiner Schule organisierter Stadtrundgang, ironischerweise von einem US-Amerikaner, der aber nach dem Korea-Krieg (irgendwann in den 50ern) Kapstadt für sich entdeckt hat. Ziel war die Innenstadt von Kapstadt, wir besuchten den Green Market sowie das Rathaus und die Long Street.
Nach den tollen Eindrücken ging es dann am nächsten Tag endlich an die oben besagte Grundschule, die von Sea Point nur fünf Minuten mit dem Autobus entfernt ist.
Zur Schule kann ich auf jeden Fall so viel sagen, dass sie wohl schon etwas älterer Bauart war und der Schulhof auch eher im schlechten Zustand war. Als ich die Schule zum ersten Mal betreten habe, war das zumindest erstmal nicht viel anders als in einer deutschen Schule. Viele kleine Kinder schreien und springen wild umher, einige spielen Fußball oder Rugby und kleiner Grüppchenbildung vor allem weiblicher Grundzusammensetzung.
Irgendwann hat es dann geklingelt und alle Schüler reihten sich vor dem Hauptgebäude ein und warteten auf ihre Klassenlehrer. Da kam schon der Schulleiter (weiß, männlich, in den 50ern) und begrüßte mich und erzählte mir einiges über die Schule. Viele Kinder kommen aus ärmlichen Verhältnissen, darunter zerrütete Familienverhältnisse, Bettlerkinder und Halbwaisen. Im Gespräch hörte plötzlich ein Kind hinter mir schreien, ich drehte mich um und sah eine "Lehrkraft", die einen Schüler quer über den Schulhof am Ohr hinter sich herzerrte. Ich war erstaunt, dass hier auch noch an der Prügelstrafe festgehalten wird. Gleich im Anschluss durfte ich dann in genau diese Klasse, in dem der drangsalierte Schüler ist. Es war eine dritte Klasse und auf dem Programm standen Mathematik und Afrikaans.
Zu den Unterrichtsmethoden sage ich jetzt mal nicht viel, aber um nochmal auf die Prügelstrafe zurückzukommen: Sie ist offiziell in Südafrika abgeschafft und ist (eigentlich) verboten. Auf Nachfrage hin hörte ich vorerst nur, dass es im Land viele Regeln und Gesetze gibt, an die sich niemand hält. Also sind zumindest in meiner Schule schreiende und blutende Kinder an der Tagesordnung. Als Züchtigungsmittel hatte die Lehrerin in meiner Klasse eine langen sehr starren Strohhalm, wie ihr ihn vielleicht aus durchzechten Partynächten auf Deutschlands Lieblingsinsel kennt. Geschlagen werden die Kinder wenn sie den Unterricht stören, quatschen, unaufgefordert aufstehen oder "dumme" Antworten auf Lehrerfragen geben.
An manchen Tagen war das so krass, dass eine Schülerin an der Tafel stehen durfte und eine Liste anfertigte von den Schülern, die noch bestraft werden. Kurz vor Unterrichtsschluss bekamen dann die benannten Schüler die Anzahl an Schlägen, wie sie auf der Liste vermerkt wurde.
Mega krasse Unterrichtsmethode dacht' ich mir, kein Wunder das Südafrika wohl doch noch etwas länger braucht um an den globalen Norden aufzuschließen.
Für mich persönlich hatte diese Form der Intervention wenig Wirkung. Die Schüler quatschen etc. trotzdem. Mehr möchte ich dazu eigentlich auch nicht sagen.
Ich verließ nach 14 Uhr das Schulgebäude und klatschte noch die üblichen "High Fives" mit einigen Schülern ab und versprach denen morgen mal mit ne Runde Fußball zu spielen.

Da ich nun noch eine ganze Menge Zeit hatte, entschloss ich mich, zu Fuß zurück in mein Freiwilligenhaus zu laufen. Das Wetter war wunderbar, fast wie am Mittelmeer im Frühsommer.
Zuhause kam ich dann noch mit einigen anderen Freiwilligen ins Gespräch, diese meinten das das alles ja völlig normal sein und an Südafrikas Schulen Alltag ist.

Am Abend habe ich noch etwas die Promenade Sea Points abgeklappert. Einfach ein so wunderschöner Ort und ich träume auf jeden Fall, dieses Jahr nochmal einen dieser tollen Sonnenuntergänge mit dem einen oder anderen Bier zu bestaunen!

Das war es erstmal für heute, im zweiten Teil geht es dann mehr um meine kleinen und großen Touren, die ich durch Kapstadt und Umland gemacht habe. Seid also gespannt und vielen Dank für's Lesen!

Euer Ludwig (=
Meine Klasse in der Prestwich Street Primary School '13

Wunderbare Blick auf Sea Point mit dem Lions Head im Hintergrund

Die Promenade

Rathaus von Kapstadt mit dem Tafelberg

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